Nicht alle wirksamen medizinischen Behandlungen werden von den Krankenkassen übernommen. Es kann jedoch vorkommen, dass der behandelnde Arzt solche Leistungen empfiehlt. Die Kosten müssen dann vom Patienten selbst getragen werden.
- Was sind IGeL?
- Warum werden IGeL nicht von den GKV übernommen?
- Häufig in Anspruch genommene IGeL
- Die IGeL-Liste
- 1. Vorsorge-Untersuchungen
- 2. Freizeit, Urlaub, Sport, Beruf
- 3. Medizinisch-kosmetische Leistungen
- 4. Umweltmedizin
- 5. Psychotherapeutische Angebote
- 6. Alternative Heilverfahren
- 7. Ärztliche Serviceleistungen
- 8. Labordiagnostische Wunschleistungen
- 9. Sonstige Wunschleistungen
- 10. Neuartige Untersuchungs- und Behandlungsverfahren
Was sind IGeL?
Für gesetzlich Krankenversicherte sind medizinische Behandlungen in der Regel mit keinen Kosten verbunden – abgesehen von Zuzahlungen für Medikamente oder Krankenhausaufenthalte und Eigenanteilen. Welche Leistungen übernommen werden, ist im Leistungskatalog der einzelnen gesetzlichen Krankenkassen festgelegt. Ärzte, Kliniken, Therapeuten und andere Dienstleister im medizinischen Bereich können jedoch weitere Leistungen empfehlen oder selbst anbieten. Diese Leistungen werden als „Individuelle Gesundheitsleistungen“ (IGeL) klassifiziert. Da sie nicht im Leistungskatalog der Krankenkassen verzeichnet sind, werden sie privat abgerechnet und müssen daher vom Patienten selbst bezahlt werden. Sie werden daher oft auch als „Selbstzahlerleistungen“ bezeichnet.
Warum werden IGeL nicht von den GKV übernommen?
Wenn medizinische Leistungen nicht von den Krankenkassen übernommen werden, muss dies nicht unbedingt an Zweifeln an ihrer Wirksamkeit liegen. Es kann auch daran liegen, dass die Kosten einer bestimmten Behandlung in keinem Verhältnis zu ihrer Wirksamkeit stehen. Stehen für ein bestimmtes Krankheitsbild mehrere Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung, kann es sein, dass unter Abwägung von Nutzen, Kosten und Notwendigkeit eine Reihe von Behandlungen nicht in den Leistungskatalog aufgenommen werden, obwohl sie im Einzelfall die wirksamsten sind.
Es ist immer ratsam zu prüfen, ob eine IGeL wirklich sinnvoll ist oder nicht. Bei Unsicherheiten oder gar Zweifeln auf Seiten des Patienten ist es immer sinnvoll, sich vom Arzt genau beraten zu lassen und ggf. eine Zweitmeinung einzuholen.
Häufig in Anspruch genommene IGeL
- Ultraschalluntersuchungen der Eierstöcke oder der Brust zur Krebsfrüherkennung
- Spezielle Tests zur Diagnose von Gebärmutterhalskrebs (Dünnschichtzytologie)
- Augeninnendruckmessung und Augenspiegelung zur Glaukom-Früherkennung
- PSA-Test als Hinweis auf Prostatakrebs
- Akupunktur bei Kreuzschmerzen
- großes Blutbild zur Gesundheitsvorsorge
Die IGeL-Liste
Im Folgenden sind die individuellen Gesundheitsleitungen ausführlich aufgelistet.
1. Vorsorge-Untersuchungen
- Zusätzliche jährliche Gesundheitsuntersuchung („Intervall-Check“)
- Ergänzung der Gesundheitsuntersuchung um Belastungs- und/oder Ruhe-EKG sowie weitere Laboruntersuchungen („Checkup-Ergänzung“)
- Ergänzungsuntersuchungen zu den Kinder-Früherkennungsuntersuchungen bis zum 18. Lebensjahr („Kinder-Intervall-Check“)
- fachbezogene Gesundheitsuntersuchung auf Wunsch des Patienten („Facharzt-Check“)
- Umfassende ambulante Vorsorge-Untersuchung („General-Check“)
- Sonographischer Check-up der inneren Organe („Sono-Check“)
- Doppler-Sonographie der hirnversorgenden Gefäße bei fehlenden anamnestischen oder klinischen Auffälligkeiten
- Lungenfunktionsprüfung zur Früherkennung (z. B. im Rahmen eines „General-Check“)
- Untersuchung zur Früherkennung von Hautkrebs
- Mammographie zur Früherkennung des Mammakarzinoms bei Frauen ohne relevante Risikofaktoren
- Untersuchung zur Früherkennung des Prostata-Karzinoms mittels Bestimmung des Prostataspezifischen Antigens (PSA) und ggf. transrektaler Sonographie
- Hirnleistungs-Check („Brain Check“) zur Früherkennung von Demenzen
- Untersuchung zur Früherkennung von Schwachsichtigkeit und Schielen im Kleinkind- und Vorschulalter
- Glaukomfrüherkennung mittels Perimetrie, Ophthalmoskopie und/oder Tonometrie
2. Freizeit, Urlaub, Sport, Beruf
- Reisemedizinische Beratung, einschl. Impfberatung
- Reisemedizinische Impfungen
- Sportmedizinische Beratung
- Sportmedizinische Vorsorgeuntersuchung
- Sportmedizinischer Fitness-Test
- Eignungsuntersuchungen (z. B. für Reisen, Flugtauglichkeit, Tauchsport)
- Ärztliche Berufseingangsuntersuchung
3. Medizinisch-kosmetische Leistungen
- Medizinisch-kosmetische Beratung
- Sonnenlicht- und Hauttyp-Beratung
- Tests zur Prüfung der Verträglichkeit von Kosmetika
- Behandlung der androgenetischen Alopezie bei Männern (Glatzenbehandlung)
- Epilation von Haaren außer bei krankhaftem und entstellendem Haarwuchs an Händen und im Gesicht
- Ästhetische Operationen (z. B. Facelifting, Nasenkorrektur, Lidkorrektur, Brustkorrektur, Fettabsaugung)
- Korrektur störender Hautveränderungen außerhalb der GKV-Leistungspflicht
- Beseitigung von Besenreiser-Varizen
- Entfernung von Tätowierungen
- Peeling-Behandlung zur Verbesserung des Hautreliefs
- UV-Bestrahlungen aus präventiven Gründen
4. Umweltmedizin
- Umweltmedizinische Erst- und Folgeanamnese
- Eingehende umweltmedizinische Beratung
- Umweltmedizinische Wohnraumbegehung
- Umweltmedizinische Schadstoffmessungen
- Umweltmedizinisches Biomonitoring
- Erstellung eines umweltmedizinisch begründeten Behandlungskonzeptes
- Umweltmedizinisches Gutachten
5. Psychotherapeutische Angebote
- Psychotherapeutische Verfahren zur Selbsterfahrung ohne medizinische Indikation
- Selbstbehauptungstraining
- Stressbewältigungstraining
- Entspannungsverfahren als Präventionsleistung
- Biofeedback-Behandlung
- Kunst- und Körpertherapien, auch als ergänzende Therapieverfahren
- Verhaltenstherapie bei Flugangst
6. Alternative Heilverfahren
- Akupunktur (z. B. zur Schmerzbehandlung, Allergiebehandlung)
7. Ärztliche Serviceleistungen
- Ärztliche Untersuchungen und Bescheinigungen außerhalb der kassenärztlichen Pflichten auf Wunsch des Patienten (z. B. Bescheinigung für den Besuch von Kindergarten, Schule oder Sportverein oder bei Reiserücktritt)
- Untersuchung zur Überprüfung des intellektuellen und psychosozialen Leistungsniveaus (z. B. Schullaufbahnberatung auf Wunsch der Eltern)
- Ärztliche Begutachtung zur Beurteilung der Wehrtauglichkeit auf Wunsch des Patienten
- Durchführung von psychometrischen Tests auf Wunsch des Patienten
- Diät-Beratung ohne Vorliegen einer Erkrankung
- Gruppenbehandlung bei Adipositas
- Raucherentwöhnung
- Beratung zur Zusammenstellung und Anwendung einer Hausapotheke
- Beratung zur Selbstmedikation im Rahmen von Prävention und Lebensführung Begleitende Beratung und Betreuung bei Verordnung von Lifestyle-Arzneimitteln außerhalb der GKV-Leistungspflicht
8. Labordiagnostische Wunschleistungen
- Blutgruppenbestimmung auf Wunsch
- Anlassbezogener Labor-Teiltest auf Patientenwunsch (z. B. Leberwerte, Nierenwerte, Blutfette, Sexualhormone, Schilddrüsenfunktion, HIV-Test)
- Untersuchung auf Helicobacter pylori-Besiedlung mittels 13C-Harnstoff-Atemtest als Primärdiagnostik
- Zusatzdiagnostik in der Schwangerschaft auf Wunsch der Schwangeren (z. B. AFP, Toxoplasmose, Triple-Test zur Risikoabschätzung des M. Down)
- Tests zum Ausschluß von Metall-Allergien (z.B. auch Amalgam) ohne Vorliegen anamnestischer oder klinischer Hinweise
9. Sonstige Wunschleistungen
- Kontaktlinsen-Anpassung und -Kontrolle ohne GKV-Indikation zur Kontaktlinsen-Versorgung
- Zyklusmonitoring bei Kinderwunsch ohne Vorliegen einer Sterilität
- Künstliche Befruchtung außerhalb der GKV-Leistungspflicht
- Zusätzliche sonographische Schwangerschaftsuntersuchung auf Wunsch der Schwangeren bei Nicht-Risiko-Schwangerschaften („Baby-Fernsehen“)
- Osteodensitometrie zur Früherkennung der Osteoporose
- Injektion eines nicht zu Lasten der GKV verordnungsfähigen Arzneimittels auf Wunsch des Patienten (z. B. Vitamin- und Aufbaupräparate, knorpelschützende Substanzen)
- Vorhautbeschneidung ohne medizinische Indikation
- IUP-Lagekontrolle mittels Ultraschall außerhalb der GKV-Leistungspflicht
- Refertilisationseingriff nach vorangegangener operativer Sterilisation
- Andrologische Diagnostik (Spermiogramm) ohne Hinweis auf Vorliegen einer Sterilität oder nach Sterilisation
- Medizinisch nicht indizierte Abklärungsdiagnostik im Rahmen der Beweissicherung nach Drittschädigung (z. B. bei HWS-Schleudertrauma)
10. Neuartige Untersuchungs- und Behandlungsverfahren
- Refraktive Hornhautchirurgie zur Behandlung der Kurzsichtigkeit
- Bright-light-Therapie der saisonalen Depression
- Apparative Schlafprofilanalyse zur Diagnostik von Schlafstörungen
- Apparative isokinetische Muskelfunktionsdiagnostik und -therapie zur Rehabilitation nach Sportverletzungen und Operationen am Bewegungsapparat
- Apparative isotonische Muskelfunktionsdiagnostik und -therapie (z. B. MedX-Therapie)
- Auflichtmikroskopische Untersuchung zur Differentialdiagnose von Hautveränderungen
In Absprache mit dem Arzt oder der Ärztin können weitere IGeL relevant werden.